
Das Sammeln biologischer Objekte ist heute vielfach aus der Mode gekommen. Viele Politiker und Nichtbiologen bezweifeln den Sinn wissenschaftlicher Sammlungen und manche „Naturfreunde“ sind sogar der Meinung, dass die Natur vor den Sammlern geschützt werden muss. Dies ist eine äußerst bedenkliche Entwicklung, denn gerade die großen wissenschaftlichen Sammlungen sind es, die die biologische Vielfalt und ihre Veränderung über die Jahre hinweg dokumentieren. Systematiker, die wissenschaftliche Sammlungen anlegen und in ihnen tätig sind, beschreiben Arten und Gattungen und legen nach strengen Regeln und Kriterien deren Namen fest. Ohne diese grundlegende Sammlungsarbeit sind keine Aussagen zu bestimmten Tieren und Pflanzen möglich. Die so genannten Typus-Exemplare, nach denen eine Art beschrieben wird, spielen in der biologischen Systematik und der gesamten Biodiversitätsforschung eine zentrale Rolle, denn nur anhand dieser Referenzexemplare ist eine eindeutige Verknüpfung von Artnamen mit Forschungsergebnissen anderer Disziplinen möglich. Die Systematik bildet die Basis und ist zugleich das unerlässliche Referenzsystem der gesamten Biologie. Typus-Exemplare werden benötigt, um ökologische, physiologische, genetische und andere Aussagen in ihrer Zuordnung zu überprüfen und gegebenenfalls in Frage stellen zu können.