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Die Bedeutung wissenschaftlichen Sammelns für den Erhalt der Biologischen Vielfalt

Wertvolles Sammlungsmaterial befindet sich in allen Naturkundemuseen Deutschlands, so auch am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Foto Axel Kwet.Das Sammeln biologischer Objekte ist heute vielfach aus der Mode gekommen. Viele Politiker und Nichtbiologen bezweifeln den Sinn wissenschaftlicher Sammlungen und manche „Naturfreunde“ sind sogar der Meinung, dass die Natur vor den Sammlern geschützt werden muss. Dies ist eine äußerst bedenkliche Entwicklung, denn gerade die großen wissenschaftlichen Sammlungen sind es, die die biologische Vielfalt und ihre Veränderung über die Jahre hinweg dokumentieren. Systematiker, die wissenschaftliche Sammlungen anlegen und in ihnen tätig sind, beschreiben Arten und Gattungen und legen nach strengen Regeln und Kriterien deren Namen fest. Ohne diese grundlegende Sammlungsarbeit sind keine Aussagen zu bestimmten Tieren und Pflanzen möglich. Die so genannten Typus-Exemplare, nach denen eine Art beschrieben wird, spielen in der biologischen Systematik und der gesamten Biodiversitätsforschung eine zentrale Rolle, denn nur anhand dieser Referenzexemplare ist eine eindeutige Verknüpfung von Artnamen mit Forschungsergebnissen anderer Disziplinen möglich. Die Systematik bildet die Basis und ist zugleich das unerlässliche Referenzsystem der gesamten Biologie. Typus-Exemplare werden benötigt, um ökologische, physiologische, genetische und andere Aussagen in ihrer Zuordnung zu überprüfen und gegebenenfalls in Frage stellen zu können.

Jede ernsthafte ökologische Arbeit ist auf Belegexemplare in Sammlungen angewiesen, zum einen, weil sehr viele Arten, z.B. kleine Tiere und Pflanzen, nur unter dem Mikroskop zu bestimmen sind, zum anderen, um die Korrektheit älterer Angaben durch Nachbestimmungen überprüfen zu können. Durch das Bundesnaturschutzgesetz von 1998 sowie durch die Bundesartenschutzverordnung von 1999 wird die Sammeltätigkeit in Deutschland jedoch weitgehend unterbunden. Auch die staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlungen (deren Auftrag das Sammeln eigentlich ist!), haben keine generelle Sammelerlaubnis und müssen den oft sehr langwierigen Weg über Einzelgenehmigungen bei der jeweiligen Regierung gehen. Diese haben oft lange Bearbeitungszeiten (was die Vergabe zeitlich begrenzter Diplomarbeiten weitgehend ausschließt), sind auf einzelne Gebiete begrenzt (was gebietsübergreifendes Sammeln ausschließt) oder an bestimmte Zeiten gebunden (was eine kurzfristige Verlängerung von Projekten z.B. wegen ungünstiger Witterungsverhältnisse ausschließt).

Auch auf den wissenschaftlichen Nachwuchs wirken sich die Sammelverbote gravierend aus. So ist es nicht mehr gestattet, Kindern in der Schule die Metamorphose von der Kaulquappe zum Frosch oder von der Raupe zum Schmetterling am lebenden Objekt zu zeigen. Die frühe Sammeltätigkeit von Kindern und Jugendlichen ist durch die strengen Gesetze nahezu vollständig zum Erliegen gekommen - und mit ihr ein biologisches Basiswissen über Tier- oder Pflanzenarten, das nur in jahrelanger praktischer Erfahrung erworben werden kann. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften (Kommission für Ökologie) versucht aus diesem Grund, den fehlenden Dialog zwischen Wissenschaftlern und Sammlern einerseits und Mitarbeitern aus Verwaltung und Politik andererseits wieder in Gang zu setzen. Gerade Behörden sind in hohem Maße auf die Daten von Sammlern angewiesen, wenn es um die ökologische oder naturschützerische Bewertung eines Gebietes ankommt. (Jahrbuch 2002 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Kommission beim Verlag C. H. Beck, 2003)