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Ziel der Forschungsarbeiten im Araukarienwald
Ein von der Bundeswehr ausgemusterter Iltis-Jeep dient nun der Forschung. Foto: Axel Kwet„Brasilien, ein weites, größentheils gebürgiges oder hügeliges, noch wenig kultiviertes Land, bietet dem Naturforscher grosse Schwierigkeiten dar, indem für das Fortkommen der Reisenden auf keine Art gesorgt ist. In Europa ist das Reisen eine Sache des Vergnügens und der Erholung“ (Originaltext Maximilian Prinz zu Wied, deutscher Naturforscher 1824).
Ziel meiner Dissertation war es, die ökologische Rolle der Froschlurche (Anuren) im südbrasilianischen Araukarienwald zu untersuchen, einem „gebürgigen, noch wenig kultivierten“, durch Abholzung heute zu bereits 90% vernichteten Lebensraums. Die Freilandarbeiten konzentrierten sich auf eine kleine Gruppe nah verwandter und gut vergleichbarer Arten, nämlich die Laubfrösche (Familie Hylidae), deren Gemeinschaft untersucht und anhand des Konzepts der ökologischen Nische diskutiert werden sollte. Hyliden sind mit über 800 beschriebenen Spezies nach den Pfeiffröschen (Leptodactylidae) die artenreichste Anurenfamilie und spielen auf Grund ihrer Vielfalt, Häufigkeit und Biomasse eine wichtige Rolle für die Ökologie der Araukarienwälder. Mit über 25 Arten machen Laubfrösche etwa die Hälfte der auf dem Araukarienplateau vorkommenden Froschlurche aus.
Um die für ein subtropisches Gebiet ungewöhnlich hohe Anurendiversität an der südlichen Verbreitungsgrenze des Araukarienwalds zu verstehen, sollte die Lebensgeschichte dieser Amphibien dokumentiert und analysiert werden, angefangen von den Reproduktionsstrategien, den Zusammenhängen zwischen Eigrößen, Eizahlen, Weibchengrößen und Lebensraum, der Bioakustik mit taxonomisch-systematischen Schlussfolgerungen, der Verhaltensbiologie und den Fressfeinden, bis hin zur räumlichen, zeitlichen und nahrungsökologischen Einnischung im Lebensraum. Die Ergebnisse ermöglichen Rückschlüsse auf die Strukturierung der Artengemeinschaften und auf die ökologische Bedeutung der Amphibien im Araukarienwald, insbesondere ihre Rolle als Nahrung für Beutegreifer und als Prädatoren von pflanzenschädlichen oder blütenbestäubenden Insekten. Solche grundlegenden Erkenntnisse, die im Rahmen aktueller Forschungen vertieft werden, sollen künftig zum Schutz diese gefährdeten Ökosystems beitragen und damit auch die Überlebenschancen anderer Tiergruppen erhöhen.