Geschichte des Federsees Die oberschwäbische Moränenlandschaft entstand im Tertiär, als zahlreiche Flüsse im Zuge der Alpenauffaltung große Kies- und Sandmassen in den Voralpentrog spülten und ihn auffüllten. Seine heutige Oberflächenform verdankt das Gebiet den pleistozänen Eiszeiten, deren Gletscherzungen in der Folgezeit im Alpenvorland tiefe Becken und Mulden ausräumten. Auch das Federseebecken, das etwa 60 km nördlich des Bodensees zwischen den Städten Biberach an der Riss, Saulgau und Riedlingen liegt, entstand auf diese Weise. Während der Risseiszeit vor 200 000 Jahren wurde es durch mehrere Vorstöße des Rheingletschers in die tertiären Sande geschürft. Im Norden, Westen und Osten umranden die Endmoränen des letzten Vorstoßes (Jungriss) das Becken noch heute. Als sich Schmelzwässer zwischen den Moränen und dem sich nach Süden zurückziehenden Gletscherrand aufstauten, entstand ein nur kurze Zeit existierender Vorläufer des Federsees. Erst die Endmoränen der nachfolgenden Würmvereisung, deren Gletschervorstöße gegenüber den risseiszeitlichen um 25 km zurückblieben, riegelten das Federseebecken endgültig nach Süden hin ab. Nach dem Abschmelzen des Eises vor etwa 15000 Jahren bildete sich schließlich der Urfedersee mit einer Fläche von ca. 30 Quadratkilometern. Die Verlandung des Seebeckens war über Jahrtausende unbedeutend. Erst die in der Nacheiszeit zunehmende Erwärmung und die damit verbundene Zunahme der Produktion organischer Masse ermöglichte den Übergang vom oligotrophen Schmelzwassersee zum eutrophen Faulschlammsee. Über den glazialen Schottern des Urfedersees bildeten sich mehrere Meter mächtige Schichten von Sedimenten, vor allem Kalk- und Lebermudden und darüber entstanden große Schwingmoore aus Torfen der Blumenbinse (Scheuchzeria palustris). Das Endstadium der Verlandung wurde in der Südbucht des Seebeckens erreicht, wo ein großes Regenmoorschild aufwuchs, von dem heute nur noch kleine, verheidete Reste erhalten sind, das Naturschutzgebiet Wildes Ried. Die natürlichen Verlandungsprozesse hatten die Seefläche bis zum 18. Jahrhundert auf knapp 11 Quadratkilometer reduziert. Beschleunigt wurde der Vorgang dann durch zwei entscheidende menschliche Eingriffe. Die beiden Seefällungen der Jahre 1787/88 und 1808 senkten durch Vertiefung des Kanzachkanals den Wasserspiegel um insgesamt 2 m und verwandelten weite Teile des damaligen Seebodens in landwirtschaftliche Nutzflächen. Aber die Hoffnung, dadurch hochwertiges Ackerland zu gewinnen, erfüllte sich nicht. Stattdessen entstanden die für Fauna und Flora heute so wertvollen Riedwiesen, deren Mähgut jedoch nur zur Stalleinstreu verwendet werden konnte. Durch die Entlastung vom Druck des Wasserkörpers begann in der Folgezeit außerdem die halbflüssige Mudde unter dem neugewonnenen Land seewärts zu gleiten, was den Verlandungsprozess weiter beschleunigte. Erst in den letzten Jahren scheint dieser Vorgang bei der heutigen Fläche von 1,4 Quadratkilometer zum Stillstand gekommen zu sein.